Dezember 2023

Jahresbericht 2023

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu. Durch eure Unterstützung konnten wir einiges im Pippi House – Safe House for Girls in Arusha erreichen.

Wie schon in den letzten Jahren hat ProManity e.V. dem Pippi House weiterhin monatlich die Lebensmittelkosten und alle anfallenden laufenden Kosten rund um das Haus (Strom, Wasser, Gas) sowie die medizinischen Kosten finanziert. Zudem kamen wir für die Schulgebühren aller Frauen und Kinder, für das notwendige Schulmaterial und die Schuluniformen auf. Auch die Gehälter der Angestellten im Pippi House sind inzwischen fester Bestandteil unserer monatlichen Überweisungen nach Tansania.

Leben im Pippi House

Anfang Januar sind die Frauen und Kinder des Frauenhauses – insgesamt 54 – in das neue Haus gezogen. Der Umzug war ein Kraftakt, aber seitdem genießen alle den neuen Platz, denn nun haben jede Frau und jedes Kind ihr eigenes Bett.

34 der Frauen und Kinder haben mit dem Umzug die Schule gewechselt und sich auch dort gut eingefunden. Besonders freut uns, dass 21 Mädchen auf die nahegelegene Naura Secondary School gehen können, welche als gewaltfreie Schule ausgezeichnet worden ist.

Im April wurden erst das christliche Osterfest und dann das muslimische Zuckerfest im neuen Pippi House mit jeweils einem Festessen gefeiert.

Nach viel organisatorischem Aufwand durch unser Team wurden außerdem Anfang Mai endlich die Rohre für die Wasserleitung bis zum Pippi House verlegt und seit dem 10. Mai gibt es endlich fließendes Wasser!

Sowohl die Regenzeit als auch die Dürrezeit waren dieses Jahr in Arusha stark ausgeprägt. Im April und November haben Regenfälle viele Straßen Arushas unbefahrbar gemacht. Umso dankbarer sind wir, dass die Mädchen während dieser Zeit bereits in ihrem neuen Zuhause gelebt haben.

Das Haus wird zu einem Zuhause

Wie bei jedem Einzug brauchte es auch im Pippi House noch über den eigentlich Umzugstermin hinaus Zeit, das Haus richtig wohnlich zu gestalten. Die Zimmer der Bewohnerinnen waren beim Einzug bereits mit Betten ausgestattet und bunt gestrichen. Im Januar richteten wir das Büro der Sozialarbeiterin und außerdem das Notfallzimmer für spontane Aufnahmen von neuen Bewohnerinnen ein. Nebenbei kann letzteres als Krankenzimmer verwendet werden.

Nach der Innenausstattung folgte die Bepflanzung der Außenanlage. Gemeinsam überlegten sich die Frauen, was sie einpflanzen wollen, wie die gegebenen Bedingungen sind und welche Pflanzen (vor allem Gemüse) nützlich sein könnten. Dann erstellten sie eine Kostenkalkulation und kauften die Pflanzen und das Arbeitsmaterial ein.

Im Garten befinden sich inzwischen außerdem zwei Schaukeln und eine Rutsche für die Kinder.

Unser Team vor Ort

Um die Umsetzung unseres Frauen- und Kinderschutzkonzeptes sicherzustellen, haben wir dieses Jahr weitere drei Personen angestellt. Unser fünfköpfiges Team besteht inzwischen aus einer Sozialarbeiterin, einer Koordinatorin, zwei Erzieherinnen und einem Nachtwächter.

        Agnes ist Gründungsmitglied von Promanity International – unserem „Ableger“ in Tansania. Ihre Position nennt sich „Koordinatorin“, aber das beschreibt ihren Aufgabenbereich nicht annähernd. Sie hat selbst 2011 bis 2016 im Pippi House gelebt und das Haus ist ihr wirklich eine Herzensangelegenheit. Agnes behält immer den Überblick und überrascht uns regelmäßig mit hervorragenden Ideen. Zudem bildet sie die Schnittstelle zwischen uns und den Angestellten vor Ort.

        Judith ist ausgebildete Sozialarbeiterin und hat bereits vor ihrer Anstellung im Pippi House in der Frauenhilfe gearbeitet. Sie unterstützt die Frauen in ihrem individuellen Hilfebedarf und begleitet sie in der Ausgestaltung ihrer Zukunftspläne. Außerdem ist Judith für die Kommunikation mit den Schulen, dem Sozialamt und anderen Behörden verantwortlich.

        Zadia und Khadra sind unsere Erzieherinnen. Sie unterstützen die jungen Mütter in der Pflege und Versorgung ihrer Kinder. Zudem betreuen sie die Kinder, während ihre Mütter in die Schule gehen.

        Olekairo ist derzeit bei uns als Nachtwächter tätig. Er ist in Mkonoo – dem Viertel, in welchem das Frauenhaus steht – aufgewachsen. Die Nachbarn kennen ihn bereits seit Jahren und er kennt die Umgebung sehr gut.


Unterstützungsangebote

Mit verschiedenen Projekten innerhalb des Pippi House werden die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein der Bewohnerinnen gefördert.

So starteten wir 2023 unter anderem das Projekt „Gemeinsam Miteinander“. Dabei geht es uns darum, das Zusammenleben zu verbessern. Denn im Pippi House treffen rund 60 Menschen mit ihren individuellen Persönlichkeiten, unterschiedlichen Lebensgeschichten und Fähigkeiten aufeinander. Wir und die Fachkräfte vor Ort sind der Überzeugung, dass für ein selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben die Erfahrungen in der Gemeinschaft genauso wichtig sind, wie die schulische und berufliche Bildung. Gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen überlegten sich die Bewohnerinnen, was ihnen für ein Miteinander im Frauenhaus wichtig ist. So schufen sie einen Rahmen für das Leben in der Gemeinschaft, bestehend aus einem Regelwerk, Freizeitgestaltungen und der Organisation alltäglichen Aufgaben und Pflichten. Durch diesen partizipatorischen Ansatz sollen die Frauen ihre Lebenswelt aktiv mitgestalten und so an Selbstbewusstsein gewinnen.

 

Berufliche Bildung

Während unserer jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus bemerkten wir, dass unsere Unterstützungsform Strukturen der Abhängigkeit teilweise fördert und somit den Frauen den Sprung in die Unabhängigkeit erschwert. Vielen fiel der Schritt aus der Sicherheit des Pippi House in ein eigenständiges Leben schwer und sie blieben auch nach dem Schulabschluss noch im Pippi House wohnen.  

Deswegen setzen wir seit Februar 2021 unser “Stipendienprogramm” um. Dies sollte als Zwischenschritt zwischen dem Pippi House und einem Leben auf eigenen Beinen dienen. Dafür unterstützen wir Frauen dabei, aus dem Pippi House auszuziehen und finanzieren dafür Miete und Stromkosten einer Einzimmerwohnung für sechs Monate. So konnten wir schon einigen ehemaligen Bewohnerinnen den Weg in die Unabhängigkeit ebnen. Dieses Jahr haben drei Frauen aus dem Pippi House ab März 2023 eine berufliche Ausbildung zur Friseurin und Kosmetikerin in einem Friseursalon begonnen. Dabei wurden sie eng von unserer Koordinatorin Agnes begleitet und inzwischen haben alle drei ihre sechsmonatige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.

Ausflug zum Nane Nane Day

Nane Nane („acht acht“ auf Suaheli) ist ein gesetzlicher Feiertag in Tansania, der jedes Jahr am 8. August stattfindet. Dieser Tag wird auch „Farmer’s Day“ genannt, denn er ist der Landwirtschaft gewidmet. Die Bedeutung des Agrarsektors ist in Tansania riesig: Die Hälfte aller Arbeitnehmer*innen des Landes arbeitet in diesem Sektor und die Landwirtschaft macht 85 % der Exporte aus.

In Arusha werden zu diesem Anlass auf einem großen Gelände Attraktionen wie Kettenschaukeln und Karussells aufgebaut. Außerdem gibt es kulinarische Köstlichkeiten, Musik und Tanz.

Dank einer unserer treuesten Spenderinnen, Ulrike Hager, konnten alle Frauen und Kinder des Frauenhauses gemeinsam zum Nane Nane Day gehen – danke dafür!

Forschungszusammenarbeit mit der Universität Vechta

Weiterhin erwähnenswert ist, dass wir dieses Jahr mit der Professorin für Allgemeine Pädagogik der Universität Vechta, Prof.in Margit Stein, kooperiert haben. Diese hatten wir im Kontext der Shalom Preis-Verleihung 2021 kennengelernt und waren seitdem im Kontakt geblieben. Es hat uns sehr gefreut, dass das Pippi House dieses Jahr Projektpartner für zwei Module zum Thema „Kinderrechte international: Sicherung der Rechte von Kindern und Frauen in Tansania“ sein konnte. Wir und die Mitarbeiterinnen des Pippi House, sowie die Bewohnerinnen standen den Studierenden hierzu für Interviews zur Verfügung.

Die Forschung hat zum Ziel, die aktuellen Unterstützungsangebote und -bedarfe zu eruieren und daraufhin Empfehlungen abzugeben, um die Hilfestrukturen des Frauenhauses noch zielgerichteter und wirksamer zu gestalten. Wir sind gespannt, welche Ergebnisse die Forschung haben wird!

Besonders das Engagement unseres Teammitglieds Johanna Hager muss an dieser Stelle betont werden. Sie kennt sich nicht nur mit dem Pippi House hervorragend aus, sondern ist als Sozialarbeiterin in Deutschland im Kinderschutz tätig und so ebenfalls fachlich kompetent. Sie bereitete die Studierenden auf die Interviewdurchführung vor und war außerdem für ein Seminar persönlich in Vechta.

Was sind unsere Pläne für 2024?

Im neuen Jahr wollen wir unser „Stipendien-Programm“ (s.o.) unbedingt weiterführen.

Außerdem sind wir noch immer dabei das Haus und die Außenanlage auszustatten und zu verschönern.

Jetzt bleibt nur noch, ein großes DANKE auszusprechen: Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen unseren Unterstützern und Dauerspenderinnen. 

Wir möchten uns außerdem bei den Großspender*innen bedanken, die uns – teilweise schon einige Jahre – unterstützen. Ein herzlicher Dank geht an die Jebsen & Jessen Stiftung und die Alexander Gruner Stiftung, an den Rotary Club Schenefeld sowie an die Hagmanns GmbH. Außerdem hat uns dieses Jahr das Erzbistum Berlin unterstützt – dafür sei ebenfalls gedankt.

Vielen Dank – auch im Namen aller Mädchen und jungen Frauen im Pippi House! Wir wünschen Ihnen allen schöne Feiertage und ein frohes und gesundes Neues Jahr 2024.

Beste Grüße

Kim Langemak, Jennifer Darboven, Franziska Diet, Johanna Hager, Ann-Sophie Lugo und Isabelle  Goshel (nicht im Bild)

Shalom Preisverleihung_ September 2021_Eichstätt Ingolstadt

Unser Projekt "Bepflanzung der Außenanlage"

November 2023

Das große Ziel des Pippi House` ist es, die Mädchen und jungen Frauen auf ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben vorzubereiten. Hierfür muss eine Umgebung und ein Lernfeld geschaffen werden, in welchem die Bewohner*innen des Frauenhaus´ lebenspraktische Erfahrungen sammeln können.

So starteten wir das Projekt: Bepflanzung der Außenanlage. Begleitet wurde das Projekt von unserer Sozialarbeiterin Judith und unserer Koordinatorin Agnes. Gemeinsam überlegten sich sie Frauen, was genau sie einpflanzen wollen, wie die gegebenen Bedingungen (zum Beispiel Witterung, Beschaffenheit der Erde, Bedarfe der einzelnen Pflanzen) sind und welche Pflanzen nützlich sein könnten (zum Beispiel fürs Kochen, für Medizin etc.). Die Frauen erstellten, in Begleitung der Fachkräfte, eine Kostenkalkulation und kauften die Pflanzen und das Arbeitsmaterial gemeinsam ein.

Die Frauen lernten durch dieses Projektviele nützliche Fähigkeiten für ihr zukünftiges  selbstständiges Leben. Zusätzlich können Lebensmittelkosten , durch die Bepflanzung von Gemüse und Obst, eingespart werden. Außerdem sieht die Außenanlage nun viel lebendiger und gemütlicher aus.

August 2023

Nane Nane Day
08.08.2023

Happy Nane Nane Day 2023!
Nane Nane („acht acht“ auf Suaheli) ist ein gesetzlicher Feiertag in Tansania, der jedes Jahr am 8. August gefeiert wird. Dieser Tag wird auch Farmersday genannt. An diesem Feiertag wird der wichtige Beitrag der Landwirte zur Volkswirtschaft im gesamten Land Tansania zelebriert.

Die Bedeutung des Agrarsektors ist in Tansania riesig. Die Hälfte aller Arbeitnehmer des Landes arbeitet in diesem Sektor und die Landwirtschaft trägt fast ein Drittel zum Bruttoinlandsprodukt Tansanias bei und macht 85 % der Exporte aus.

Wie in anderen afrikanischen Ländern, die auf Landwirtschaft und Landwirtschaft angewiesen sind, ist der Farmersday ein Tag, an dem die Landwirte geehrt werden.

In Arusha wird der Tag jedes Jahr auf dem Nane Nane Gelände gefeiert. Einem Gebiet des Stadtteil Njiro im Arusha. Hierfür wird das gesamte Gelände abgesperrt, es werden große Attraktionen wie Kettenschaukeln und Karussell aufgebaut. Außerdem gibt es viele nationale Köstlichkeiten und ganz viel Musik und Tanz.

Die Frauen lernen etwas zur tansanischen Landwirtschaft

Dank einer  wundervollen privaten Spende, konnten wir ALLEN Frauen und Kinder des Frauenhaus´ ermöglichen gemeinsam zum Nane Nane Day zu gehen.

Es wurden mehrere Dalladallas gemietet und alle sind zusammen mit den gemieteten Bussen hingefahren. Natürlich auch all unsere Mitarbeiterinnen.
Groß und Klein hatten so viel Spaß und einen wundervollen Tag mit Karussellfahrten, Chips Mayai (tansanisches Kartoffel-Ei-Gericht) und Süßgetränken. Zudem konnten die Frauen einiges zum Thema Landwirtschaft lernen. So ein erlebnisreicher Tag bleibt allen in Erinnerung. Es ist toll, dass wir den Frauen und Kindern auch ab und an solche Ausflüge ermöglichen können. Denn neben all der Anstrengung auf dem Weg in ein selbstständiges Leben, darf die Lebensfreude nicht zu kurz kommen!

Teilweise waren die Fahrgeärte voll besetzt nur mit Bewohner*innen vom Pippi House
Gruppenbild im Pippi Housevor dem Ausflug
Auch unsere Mitarbeiterinnen hatten große Freude
Chipsmayai und Softgetränle für alle

Januar 2023

Eine kleine Bilderreise durch das neue Zuhause

Der Studyroom. Hier bekommen die Schüler*innen die Chance in Ruhe für ihre schulische Ausbildung zu lernen.
Der Gemeinschaftsraum. Ein zentraler Treffpunkt für alle Bewohner*innen und natürlich der Ort an dem gegessen wird.
Die Sanitäranlagen verfügen über insgesamt 10 Toiletten- und Duschkabinen und sind an die Wasserversorgung angeschlossen.
Auch die Außenanlage soll das Gefühl von Heimat vermitteln. Sobald die Innenausstattung steht, wird die Außenanlage bepflanzt und schön gestaltet.
Ein Zimmer mit 3 Stockbetten. Hier können bis zu 6 Frauen leben.
Mutter-Kind-Zimmer. Hier können insgesamt 2 Mütter mit ihren Kindern leben. auf dem Bild sind die extra angefertigten Kinderbetten zu sehen.
Mutter-Kind-Zimmer für 2 Mütter und ihre Kinder.
Das ist das Sozialarbeiterinnen-Zimmer. Hier schlafen unsere Angestellten im Nachdienst.
Die Frauen in ihrem neuen Zuhause.
Auch die Kinder scheinen sich wohl zu fühlen.
Es gibt endlich genug Rückzugsmöglichkeiten um zur Ruhe zu kommen.
Das neue Haus bietet jede Menge Platz um zu spielen.

 

 

Januar 2023

Ein Umzug bedeutet Veränderung

Ein Umzug bringt Veränderungen in vielen Lebensbereichen mit sich. So mussten die meisten Frauen und Kinder ihre Schulen wechseln. Durch den Umzug wäre der Anfahrtsweg unzumutbar geworden. Ein Schultag in Tansania ist in der Regel ganztägig. Ein weiter Schulweg würde zum einen bedeuten, dass die Frauen und Kinder teilweise sehr spät zurück ins Frauenhaus kämen und eine Fahrt in der Dunkelheit schlicht gefährlich wäre für Frauen und Kinder. Zudem würde dies auch bedeuten, dass die Frauen durch das ganztägige Fernbleiben noch weniger Zeit für ihre Kinder haben und diese den ganzen Tag fremdversorgt werden würden. Was die Umsetzng des Ziels die individuelle Mutterrolle zu finden und den Umgang mit dem eigenen Kind zu erlernen schwierig machen könnte.
Wir versuchten alle Frauen und Kinder in insgesamt zwei Schulen unterzubringen. Das erleichtert die Kooperation mit den Schulen enorm, unsere Sozialarbeiterin kann den Kontakt zu allen Lehrer*innen pflegen und die Frauen und Kinder besser auf ihrem Bildungsweg begleiten.

Durch den Umzug des Pippi House in den Stadtteil Mkonoo, Arusha wechselten 34 Bewohnerinnen zum Schuljahresbeginn 2023 die Schule. Besonders freuen wir uns darüber, dass alle Mädchen der weiterführenden Schule auf die Naura Secondary School gehen können. Diese Schule ist als gewaltfreie Schule ausgezeichnet. Dies ist in Tansania leider noch eine Seltenheit, aber für unsere Mädchen mit ihren traumatischen Vergangenheiten extrem wichtig.

In tansanischen Schulen müssen die Schüler*innen Schuluniformen tragen. Diese müssen von den Familien selbst finanziert werden. Eine Schuluniform ist Pflicht. Ohne eine Uniform wird der Schulbesuch in der Regel nicht erlaubt. Das fehlende Geld für Schuluniformen lässt einen Schulbesuch an den öffentlichen Government Schulen oft scheitern. Obwohl ein Schulbesuch auf einer öffentlichen Schule in Tansania an sich kostenlos ist. Die Zahlung der Schulgebühren sowie die neue Ausstattung mit Schulmaterialien und Uniformen wurde durch Spenden ermöglicht. Auch wenn Dinge wie eine Uniform oder Stift und Papier auf den ersten Blick nicht lebensnotwendig scheinen und sich die Frage gestellt werden kann, warum mit diesen Spenden nicht lieber mehr Essen oder mehr sauberes Trinkwasser gekauft werden kann, ist Bildung der Schlüssel zu einem unabhängigen Leben für unsere Frauen. Durch einen Schulbesuch wird die Wahrscheinlichkeit enorm erhöht, dass die Frauen in naher Zukunft auf eigenen Beinen stehen können.

Vielen Dank an alle Unterstützer*innen! Ihr ebnet den Frauen den Weg in eine unabhängige Zukunft.

Die Frauen mit Schulmaterial vor unserem neuen Haus

Januar 2023

Wir haben ein neues Zuhause

Doppelstockbetten in einem der 6er Zimmer für die Frauen ohne Kinder
Die Kinderbetten im Mutter-Kind-Zimmer

Wir sind unglaublich glücklich und stolz darauf, euch endlich die ersten Bilder aus dem neuen Pippi House zeigen zu können. Die Bewohnerinnen freuen sich sehr über ihr neues Zuhause, den gewonnenen Platz, ihre neuen Betten und die tollen, bunten Zimmer. Der Weg war anstrengend und herausfordernd. Doch es hat sich gelohnt! Endlich ist der Neubau ein Zuhause geworden!

Kurz vor dem Umzug haben wir endlich Wasser im Haus bekommen. Lange haben wir auf den Tag gewartet, an dem wir endlich sauberes Wasser (jedoch kein Trinkwasser) im neuen Haus haben können. Dann wurden nun endlich unsere Wassertanks befüllt. Leider warten wir noch immer auf den Bau von Pipelines, die uns dauerhaft mit sauberen Wasser versorgen sollen. Der Bau wurde bereits nach einem langen Prozess bewilligt, doch der Bau der Pipelines startete noch immer nicht. Die Wassertanks sind nur eine Übergangslösung, da es mit großem Aufwand verbunden ist, diese zu befüllen und es zudem viel mehr Kosten mit sich bringt.

Vielen Dank an alle Unterstützer:innen!
Bleibt gespannt, es folgen bald weitere Bilder und Eindrücke.

Die Frauen und Kinder in ihren eigenen Betten _ In einem Zimmer stehen immer drei Stockbetten
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Befüllung der Wassertanks

Dezember 2022

Jahresbericht 2022

Was wir letztes Jahr alles erreicht haben und was wir 2023 noch vorhaben ​

Schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu und es wurde noch turbulenter als das vorhergehende. Wie wir auf die Idee kamen ein Haus in Arusha zu bauen (bzw. bauen zu lassen) und was uns sonst noch so die letzten zwölf Monate beschäftigt hat, lest ihr in den nächsten Zeilen.

Was ist 2022 im Pippi House passiert?

Wie schon in den letzten Jahren haben wir dem Pippi House weiterhin monatlich die Lebensmittelkosten (450€), sowie die Miete (240€ monatlich) finanziert. Zusätzlich kamen wir für die medizinischen Kosten auf. Seit inzwischen drei Jahren haben wir dazu einen Spendentopf bei uns eingerichtet, in den man zweckgebunden spenden kann. Dieser dient als eine Art Krankenversicherungsersatz, denn aus ihm decken wir die Kosten für medizinische Behandlungen sowie für notwendige Präventionsmaßnahmen. 

Leben im Pippi House

Das Jahr 2022 war ein turbulentes Jahr – auch im Pippi House. Noch mitten in der Coronapandemie folgte mit dem Ukrainekrieg die nächste Krise mit globalen Auswirkungen. Auch die Lebensmittel in Arusha wurden sehr viel teurer und manche auch knapper. Das Lebensmittelgeld reichte kaum aus, um genügend Essen für alle Bewohnerinnen zu kaufen.

Zudem herrschte in den ostafrikanischen Ländern eine durch den weltweiten Klimawandel ausgelöste, große Dürreperiode. Dies wirkte sich auf die Wasser- und auch die Stromversorgung in Arusha aus. Zeitweise wurde das Frauenhaus tagelang nicht mit Strom versorgt und die Bewohnerinnen hatten kein sauberes Wasser zur Verfügung. Ende November kam dann der lang ersehnte Regen, jedoch viel zu wenig und viel zu spät.

“Stipendienprogramm”

Während unserer jahrelangen Zusammenarbeit mit dem Frauenhaus bemerkten wir, dass unsere Unterstützungsform Strukturen der Abhängigkeit teilweise fördert und somit den Frauen den Sprung in die Unabhängigkeit erschwert. Durch unsere finanzielle Unterstützung sichern wir eine regelmäßige warme Mahlzeit, ein Bett, eine gesicherte Schulbildung und eine medizinische Versorgung. Vielen fiel der Schritt in ein eigenständiges Leben schwer und sie blieben auch nach dem Schulabschluss noch im Pippi House wohnen. 

Deswegen setzen wir seit Februar 2021 unser “Stipendienprogramm” um. Dies ist ein Projekt, das als Zwischenschritt zwischen dem Pippi House und einem Leben auf eigenen Beinen dienen soll. Dafür bieten wir regelmäßig bis zu drei Frauen die Teilnahme an diesem Programm an. Im April 2022 sind so Fausta (zusammen mit ihrer Tochter), Bilhuda und Sharon (zusammen mit ihrer Tochter) aus dem Pippi House in unsere Projektwohnungen ausgezogen und haben die ersten Schritte in ein eigenständiges Leben gewagt. Wir haben die drei in den ersten sechs Monaten bei der Zahlung der Miete, der Strom- und Wasserkosten unterstützt und seit Oktober 2022 leben alle drei nun selbstständig!

Hausbau

Unsere größten finanziellen Ausgaben dieses Jahr hatten allesamt mit unserem Hausbauprojekt zu tun. Dies war nur durch Großspenden von verschiedenen Stiftungen, Organisationen und Unternehmen möglich. An dieser Stelle sei explizit der Jebsen & Jessen Hamburg Foundation gedankt, die uns auch dieses Jahr wieder mit einer großzügigen Spende bedacht hat!

Die Idee des Baus eines “neuen Pippi Houses” ist bald zwei Jahre alt. Denn schon Anfang 2021 starteten die (bürokratischen) Vorbereitungen. Wir gründeten eine tansanische NGO (Nichtregierungsorganisation) ProManity International, um das Projekt eines Eigenheimes in Tansania umsetzen zu können. Neben den deutschen Mitgliedern von ProManity e.V. sind auch zwei tansanische Frauen, darunter eine ehemalige Bewohnerin des Frauenhauses, Gründungsmitglieder der internationalen NGO ProManity. 

Ende 2021 kauften wir dann endlich ein Grundstück in Arusha und im Frühjahr 2022 wurde mit den ersten Bauvorbereitungen begonnen. Mitte Mai konnten wir mit dem tatsächlichen Mauerbau beginnen. Währenddessen wurde bereits der eigentliche Hausbau geplant. Zu unserem Leidwesen hauten unseren sorgfältigen Kalkulationen von Anfang 2022 nicht mehr hin, da die Preise für Baumaterialien aufgrund globaler Umstände (Ukraine-Krieg, gestiegener Leitzins) wesentlich in die Höhe stiegen. Dank einiger großzügiger Spenden konnten wir den Bau dann aber trotzdem erstmal in Angriff nehmen. An dieser Stelle ghet auch ein herzlichen Dank an Menschen für Kinder e.V. für die erneute Unterstützung!

Anfang August ging es an die Grundsteinlegung und seitdem wurden wir praktisch wöchentlich mit neuen Fotos der aktuellen Baufortschritte versorgt. Während wir diesen Jahresbericht schreiben, fehlen nur noch die Küche, die Wassertanks und das Zusammenschrauben der Betten, bis das Pippi House endlich umziehen kann. Bei der Finanzierung der Innenausstattung hat uns die  Alexander Gruner Stiftung großzügig unterstützt – dafür an dieser Stelle ein herzlicher Dank!

Der Hausbau ist mit Sicherheit das größte Projekt, das wir als ProManity bis jetzt auf die Beine gestellt haben und das wäre ohne Eure Unterstützung nicht möglich gewesen. Jedoch sind wir auch im neuen Jahr auf eure Unterstützung angewiesen. So fehlen noch immer einige Dinge, um das neue Haus ein Zuhause nennen zu können. Der Lernraum, wo die Schülerinnen ihre Hausaufgaben bearbeiten können, ist noch nicht ausgestattet und die Küche ist ebenfalls noch nicht finanziert. Wir würden die Außenanlage gerne mit Bäumen und Gemüsepflanzen bepflanzen. Außerdem brauchen wir noch zwei große Wassertanks, um das Wasser für Phasen von Stromausfällen und Wasserknappheit zu speichern.

Reise nach Tansania 

Sicherlich eines der Highlights 2022 war die Reise nach Tansania. Wir Teammitglieder Jenny, Kim und Johanna machten uns im November für drei Wochen nach Arusha auf und verbrachten dort drei turbulente und arbeitsreiche Wochen.

Der Kalender für den Aufenthalt war voller wichtiger Termine. Es war toll, in dieser sehr begrenzten Zeit vor Ort so viel schaffen zu können und die Ergebnisse unserer täglichen Arbeit im weit entfernten Deutschland wieder persönlich miterleben zu dürfen.

Wir konnten nun endlich unser Mammutprojekt Hausbau mit eigenen Augen bestaunen und zahlreiche Prozesse rund um das Projekt beginnen, fortführen und abschließen. Zum Ende unserer Zeit in Arusha besuchten wir mit allen Frauen und Kindern des Frauenhauses die Baustelle und somit ihr zukünftiges Zuhause. Niemand von ihnen hatte das Haus zuvor persönlich gesehen. Die unfassbare Freude der Frauen und Kindern, als sie das Haus zum ersten Mal betraten, ist nicht in Worte zu fassen. Alle begannen zu singen, zu tanzen, zu weinen.

Wir nutzten die Zeit unserer Reise außerdem, um die (ehemaligen) Teilnehmerinnen unseres Stipendienprogramms in ihrem neuen Lebensumfeld zu besuchen. Die Frauen zeigten uns stolz ihre eigenen vier Wände und erzählten uns von ihren Jobs. Es war toll zu sehen, wie unsere Unterstützung den Frauen erfolgreich in ein eigenständiges und unabhängiges Leben verhelfen konnte. Jedoch wurden wir auch mit der Tatsache konfrontiert, dass unsere Hilfe nicht immer erfolgreich ist. So wurden zwei der insgesamt neun Frauen relativ zeitnah nach ihrem Auszug aus dem Pippi House (wieder) schwanger und/oder verloren ihre Arbeit. Das war nicht leicht mit anzusehen und machte uns bewusst, dass unsere Unterstützung nicht immer angenommen werden kann oder überfordert.

Seminarwochenende mit Sister Felista Tangi

Ein Highlight unserer Zeit in Arusha war das Seminarwochenende zu Frauen-Empowerment und Bekämpfung von Gewalt. Dr. Sister Felista Tangi wurde im selben Jahr wie dem Leiter des Pippi House Aristides Nshange der Shalom Menschenrechtspreis für Gerechtigkeit und Frieden verliehen, so lernten wir sie kennen. Sie ist nicht nur Pädagogin, sondern auch Aktivistin. Als Reaktion auf die erschreckend hohen Raten an Schüler*innen, die Körperstrafen sowie Gewalt im Schulkontext durch Lehrkräfte und Mitschüler*innen ausgesetzt sind, gründete sie eine gewaltfreie und inklusiv arbeitende Schule im Westen Tansanias. 

Für den 5. und 6. November kam sie für ein Wochenende nach Arusha und hat einen zweitägigen Workshop zum Thema Frauen-Empowerment und Bekämpfung von Gewalt für “unsere” Mädchen und Frauen im Pippi House gehalten. Genauere Informationen über die Inhalte des Workshops sowie einige Fotos findet ihr auf unserer Website. 

Neueinstellungen

Zum 15. November konnten wir Agnes Masaki als unsere Koordinatorin vor Ort einstellen. Es freut uns sehr, dass sie unser Jobangebot angenommen hat, da sie nicht nur Gründungsmitglied unserer NGO ist, sondern auch ehemalige Bewohnerin des Pippi House (2011-2016) und somit das Projekt schon länger kennt als wir. 

Seit dem 1. Dezember arbeiten wir ebenfalls mit einer neuen Sozialarbeiterin zusammen. Judith Msuya hat bereits fünf Jahre in der Frauenhilfe in Tansania gearbeitet, kennt sich also hervorragend aus. Lustigerweise haben wir sie in einem ganz anderen Kontext kennengelernt, sie war nämlich während unserer Reise im November einmal unsere Taxifahrerin und wir kamen über Sozialarbeit ins Gespräch. 

Mit den beiden ist unser Team in Arusha gewachsen und wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit. Die Gehälter der beiden sind noch nicht gedeckt, wenn ihr da also Lust und finanzielle Mittel für eine Dauerspende haben solltet, ist das gerne gesehen.

Was sind unsere Pläne für 2023?

Unser wohl größtes Ziel für das kommende Jahr ist es, das Haus fertigzustellen und den Umzug über die Bühne zu bringen. Sicherlich werden hier noch zahlreiche neue Aufgaben und Herausforderungen auf uns zukommen.

 

Dezember 2022

Das Haus steht...

Bereits seit Ende November steht auf dem Grundstück ein fertig gebautes Haus. Es wurden alle Türen und Fenster angebracht und die Sanitäranlagen fertiggestellt. Es ist unfassbar überwältigend, wie schnell der Bau nun doch vorangeschritten ist. Die ersten Wochen im Dezember wurden die Zimmer in verschiedenen Farben gestrichen.

Nun warten wir noch auf den Wasseranschluss, der bereits von der Regierung bewilligt wurde, das zuständige Wasserwerk der Regierung hat jedoch noch nicht mit den Baumaßnahmen begonnen. Außerdem warten wir noch auf unsere Küche. Solange wir jedoch noch kein fließendes Wasser im Haus haben und die Küche noch nicht steht, müssen sich die Frauen und Kinder noch etwas mit dem Umzug gedulden.

Wir hoffen schnellstmöglich in das neue Haus ziehen zu können. Jedoch sind wir dabei noch immer auf eure tatkräftige Unterstützung angewiesen. Das Haus sieht zwar äußerlich bereits fertig aus, jedoch fehlt es uns noch an einigem. Zum einen ist die Küche noch nicht vollständig finanziert, auch ist noch unklar, wie wir den Wassertank bezahlen, der als Wasserspeicher nätig ist. Neben dem großen Projekt Hausbau dürfen wir unsere laufenden Kosten (Lebensmittel, medizinische Unterstützung, Strom, Wasser, Gehälter unserer Angestellten etc.) nicht außer Acht lassen.

Wir sind schon sehr weit gekommen, doch noch lange nicht am Ziel angelangt. DANKE, dass ihr uns auf diesem Weg begleitet und mit euren Spendengeldern so wundervoll unterstützt.

Dezember 2022. Blick auf den Gemeinschaftsraum. Alle Fenster und Türen sind bereits eingebaut.

Dezember 2022. Das Pippi House soll den Frauen und ihren Kindern nicht nur ein sicheres Zuhause bieten, sondern ihnen auch Freude am Leben schenken. Daher haben wir einen Spielplatz hinter das Haus bauen lassen.

 

September 2022

Der Shalom Menschenrechtspreis für Gerechtigkeit und Frieden 2021

Vor genau einem Jahr im September 2021 hat der AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Universität Eichstätt-Ingolstadt einen der höchstdotierten deutschen Menschenrechtspreise an zwei Projekte in Tansania vergeben, eines davon ist das Frauenhaus von Aristides Nshange, das Pippi House.
Aristides Nshange hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, jungen Frauen die Chance auf eine sichere, menschenwürdige und gerechte Zukunft zu bieten.
Es war unserem Team von ProManity International wirklich eine Ehre diesen Preis stellvertretend für ihn entgegenzunehmen, denn wenn wir uns die 41 Jahre des Bestehens dieses wertvollen Preises vor Augen halten, so blicken wir auf Menschen zurück, die engagiert und aufopferungsvoll bemüht waren und sind, diese Welt etwas friedvoller und gerechter zu gestalten.
Das Preisgeld des AK Shalom wird derzeit genutzt, um ein neues Pippi House zu bauen, das allen Bewohnerinnen des Pippi House ausreichend Platz bietet.
Dort sollen mehr Schlafräume, mehr Sanitäranlagen und endlich ein eigenes Bett für jedes Kind, Mädchen und Frau zur Verfügung stehen. Außerdem sollen die hygienischen Bedingungen verbessert werden und natürlich Platz zum Spielen und Lernen vorhanden sein.
Wir möchten nicht nur einen Ort, an dem die Mädchen und Frauen sicher sind, sondern auch eine Atmosphäre schaffen, in welcher sie sich wohl fühlen.
Ohne die Auszeichnung des AK Shalom wäre all dies nicht möglich gewesen.
Blick auf den zukünftigen Gemeinschaftsraum_September 2022
Blick durch den Eingang des Grundstücks_September 2022

 

September 2022

Der Umzug in ein neues Zuhause rückt immer näher...

September 2022. In knapp zwei Monaten soll das Haus fertiggestellt sein und alle Frauen und Kinder in unser neues Haus ziehen. Es ist unglaublich wie schnell hier gearbeitet wird. Beinahe täglich gibt es große Veränderungen auf der Baustelle, die uns staunen lassen. Anfang September wurde das Fundament fertiggestellt, bereits am 11.09. waren die Wände hochgezogen. Im nächsten Schritt wird bereits das Dach errichtet. Wir sind gespannt wie es weitergeht und ob wir das Haus wie geplant Ende Oktober 2022 fertigstellen können! Denn noch immer ist das Großprojekt Hausbau nicht vollständig finanziert und wir sind weiterhin auf eure Mithilfe angewiesen.
Ende Oktober werden wir als ProManity Team nach Arusha reisen und uns vor Ort ein Bild unseres Großprojekts machen. Wir hoffen, dass wir das Haus bis dahin fertiggestellt haben, um tatkräftig beim Umzug helfen zu können. Natürlich freuen wir uns auch alle Frauen, Kinder und Aristides wiederzusehen. Aufgrund der weltweiten pandemischen Lage waren wir leider im Februar 2020 das letzte Mal persönlich im Pippi House. Daher wird es höchste Zeit!

Die beigefügten Bilder wurden am 11.09.2022 aufgenommen.

 

August 2022


Ein kleines Update zum Großprojekt „Hausbau“

Unsere Baustelle hat sich in den letzten Wochen ziemlich verändert. Der Hausbau schreitet voran. Nachdem die Mauer um unser Gelände bereits fertiggestellt wurde, konnte es nun endlich weitergehen. Nach vielen bürokratischen Hürden und der Frage der Finanzierung dieses Großprojektes, wurde Anfang August 2022 der Grund ausgetauscht. Der Boden war nicht geeignet, um ein so großes Gebäude langfristig und sicher zu erbauen. So wurde dieser Anfang August mit einer geeigneten Erde ausgetauscht. Hierfür fuhren große LKWs zu unserem ländlich gelegenen Grundstück in Lemara, Arusha, um die ausgehobene Erde abzuholen und neue Erde auf das Grundstück zu bringen. Was unter Anbetracht der Tatsache, dass die Straßen rund um das Grundstück weder geteert noch geebnet sind, ein großes Abenteuer darstellte. Am 09 August war der Baugrund vollständig ausgetauscht und die Arbeiten am Fundament konnten endlich beginnen. Die Blockarbeiten für das Fundament sind bereits abgeschlossen. Im nächsten Schritt werden nun die Stahlträger errichtet, um die tragenden Säulen zu stabilisieren. Nun ist der Baufortschritt täglich zu beobachten.

Wir planen die Fertigstellung des Hauses im Herbst 2022, sodass die Frauen und Kinder noch dieses Jahr ihr neues Zuhause beziehen können.

Unser Großprojekt nimmt Dank eurer tatkräftigen Hilfe bereits sichtbare Formen an. Jedoch stellt die Fertigstellung des Hauses uns noch immer vor finanzielle Hürden. Wir sind mehr denn je auf eure Unterstützung angewiesen! Bitte helft uns weiterhin so tatkräftig, das Ziel eines sicheren und Eigenheims für das Pippi House umzusetzen.

Einfahrt auf das Grundstück. Stand Juni 2022
Arbeiten am Fundament. Stand August 2022.
Die Erde musste ausgetauscht werden, erst dann konnte mit den Arbeiten am Fundament begonnen werden. Stand August 2022.

 

Juli 2022

Gedanken zu Antirassismus und Kritischem Weißsein

Wir alle, die wir diesen Verein gegründet haben und nun führen, haben für ein paar Monate in Arusha in Tansania gelebt und uns dort in der ungewohnten Situation wiedergefunden, zur Weißen* Minderheit zu zählen. Uns wurde dort unser Privileg des Weißseins, unserer Hautfarbe, (zum ersten Mal) bewusst, die heute leider nicht nur ein biologisches Merkmal darstellt. Zu oft ertappten wir uns bei Auffassungen und Gedanken voller Vorurteile, wie auch bei der Aussage, „dass das in Tansania halt anders laufe“.

Kurzum, auch wir sind rassistisch. Nicht, weil wir es sein wollen oder es mit Absicht tun, aber als in Deutschland aufgewachsene Weißen Menschen haben wir rassistische Denkmuster verinnerlicht und daher ist auch die Arbeit des Vereins nicht frei davon. Das wollen und dürfen wir jedoch nicht verdrängen, sondern müssen diese Tatsache offen angehen und uns immer wieder kritisch hinterfragen. Natürlich ist die Zeit des Imperialismus vorbei und Tansania ist seit 1961 formal unabhängig. Gerade im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit, in dem wir uns als Verein bewegen, ist das Erbe des Kolonialismus allerdings nicht zu übersehen.  Denn: Inwiefern haben sich die Strukturen von damals tatsächlich aufgelöst? Kann Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe stattfinden? Wie können wir dazu beitragen? Dieser Text ist ein Versuch, die Gedanken zu reflektieren, die uns mit Blick auf unsere eigene Rolle im Spannungsfeld der Entwicklungszusammenarbeit und der kolonialen Verantwortung bzw. Abhängigkeit bei unserer Arbeit als Verein immer wieder begleiten.

Laut unserer Satzung widmen wir uns dem Zweck der „Entwicklungszusammenarbeit“. Dieser Begriff spiegelt schon eine klare Hierarchie wider, die auf einem alten, überholten Narrativ basiert: „Wir aus dem globalen Norden helfen denen aus dem globalen Süden sich zu entwickeln.“ Um die Problematik dieses Satzes zu beleuchten, muss hier der Kolonialismus und die heute vorherrschende Ideologie in Verbindung gesetzt werden.

Die Phase des Kolonialismus lässt sich grob auf den Zeitraum von Ende des 15. bis Mitte des 20. Jahrhunderts eingrenzen. Der Glaube der Kolonialherren war damals, dass sie auf ihren Entdeckungsfahrten unbewohntes Land, sogenannte „Terra nullius“ vorfanden. Die bereits dort lebenden Menschen wurden durch verschiedene Theorien abgewertet, als „nicht menschlich“, „wild“ oder „unzivilisiert“ beschrieben und schließlich wurde mit einer „Rassentheorie“ versucht, die Eroberer als die „besseren Menschen“ darzustellen und damit ihre Vormachtstellung über die Menschen in den Kolonien zu legitimieren. Auch das Deutsche Reich beteiligte sich ab Ende des 19. Jahrhunderts am Imperialismus und so war es vor dem ersten Weltkrieg die drittgrößte Kolonialmacht. Deutsch-Ostafrika, zu dem auch das heutige Tansania zählte, gehörte zu seinem Territorium. Durch die Eroberung, Kontrolle und ökonomische Ausbeutung wurden koloniale Machtverhältnisse geschaffen, die bis heute fortbestehen. Dass zuvor existierende Strukturen im Zuge dessen zerstört wurden, vergessen wir bis heute viel zu oft. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der Kolonialismus unter dem Deckmantel der Entwicklungshilfe weitergeführt. Was vorher die „Zivilisierung der Unzivilisierten“ war, wurde zur „Entwicklung der Unterentwickelten“. Was blieb, war das Überlegenheitsgefühl und die Mission, etwas (nach den westlichen Vorstellungen) zu verändern. Lediglich die Fähigkeit zur Selbstregierung wurde den nicht-europäischen Völkern nun zugestanden.

Heute sprechen wir zwar nicht mehr von Entwicklungshilfe, sondern Entwicklungszusammenarbeit, und doch geschieht diese immer noch viel zu häufig aus einer autoritären Position, in der sich eine Gruppe durch ihr vermeintlich überlegenes Wissen legitimiert, Maßnahmen zur vermeintlichen Verbesserung der Gesellschaft zu konzipieren, der sie selbst nicht angehören.

Was bedeutet das nun für unsere Arbeit als deutscher, als Weißer Verein?

Wir versuchen anzuerkennen, dass wir von Rassismus und den kolonialen Strukturen profitiert haben und auch heute immer noch profitieren, auf Kosten von anderen Menschen. Wir versuchen unsere (Weiße) Perspektive immer wieder zu hinterfragen und uns zu erinnern, dass sich Tansanier*innen in den meisten Fällen besser mit den Gegebenheiten vor Ort auskennen. Wir versuchen Machtverhältnisse aufzudecken und Hierarchien abzubauen. Wir wollen tansanische Wissenssysteme als solche verstehen und sie nicht aus unserer Perspektive als traditionell ab(zu)werten. Wir reflektieren gemeinsam, um nicht von einzelnen Erfahrungen auf ganz Tansania oder gar Afrika zu schließen. Wir versuchen uns unseres Überlegenheitsgefühls bewusst zu werden und nicht das Eigene als Maßstab für das Andere/Fremde zu verwenden.

Trotz alledem sind wir uns auch bewusst, dass wir alleine durch unsere Unterstützung des Pippi Houses Abhängigkeit und dadurch ebenfalls Machtverhältnisse schaffen. Das ist unvermeidbar, wenn einer annimmt und die andere gibt.

Nach diesen Zeilen fragt Ihr Euch vielleicht, warum wir uns überhaupt fürs Pippi House engagieren, was das eigentlich für einen Sinn hat. Wir finden, Aufgeben ist eben auch keine Lösung. Das Erbe des Kolonialismus und rassistische Strukturen in der Welt werden uns alle nicht so schnell loslassen, aber diese Verantwortung wahrzunehmen und einen kleinen Beitrag zur Umverteilung von Reichtum beizutragen, finden wir auf jeden Fall besser als gar nichts zu tun. Außerdem versuchen wir uns als Geldgeberinnen im Hintergrund zu halten und nicht jede Entscheidung unserer Partner*innen vor Ort in Frage zu stellen, nur weil wir Dinge in Deutschland vielleicht anders handhaben würden. So können wir im besten Fall die großartige und empowernde Arbeit, die im Pippi House geleistet wird, von hier aus finanzieren, ohne unsere europäischen Ansätze aufzudrängen.

Wir würden uns über Feedback zu diesem Text freuen! Schreibt uns gerne an info@promanity.de 

* Sowohl „Schwarz“ als auch „Weiß“ sind in diesem Kontext großgeschrieben, „um zu verdeutlichen, dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt und keine reelle ‘Eigenschaft‘, die auf die Farbe der Haut zurückzuführen ist. So bedeutet Schwarz-Sein in diesem Kontext nicht, einer tatsächlichen oder angenommenen ‚ethnischen Gruppe‘ zugeordnet zu werden, sondern ist auch mit der gemeinsamen Rassismuserfahrung verbunden, auf eine bestimmte Art und Weise wahrgenommen zu werden.” [1]

Quellen

[1] Jamie Schearer, Hadija Haruna, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), Über Schwarze Menschen in Deutschland berichten, Blogbeitrag, 2013, http://isdonline.de/uber-schwarze-menschen-indeutschland-berichten

 Arndt, Susan (2011): Sprache, Kolonialismus und rassistische Wissensformationen. In: Susan Arndt und Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagwerk. Münster: Unrast, S. 121–125.

 

Mai 2022

Großprojekt "Hausbau"

Wir haben ganz besonders tolle Neuigkeiten für euch! Seit bereits vielen Wochen sind wir aktiv mit unserem Großprojekt „Hausbau“ beschäftigt und freuen uns, euch jetzt ein neues Update durchgeben zu können.

Mitte Mai konnten wir endlich mit dem tatsächlichen Mauerbau beginnen – ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einem neuen Pippi House! Die Umzäunung des 1.200qm großen Grundstücks mit einer rund zwei Meter hohen Mauer ist zum einen ein sehr bedeutsamer Bauschritt, um die Baumaterialien vor Diebstahl zu schützen. Zudem ist die Umzäunung des Grundstückes eine wichtige Voraussetzung für die  Gewährleistung der Sicherheit der schutzsuchenden Frauen und ihren Kindern.

Mit Hilfe eines Architekten vor Ort, welcher auch für andere größere internationale NGOs tätig ist und war, konnten wir sowohl den Plan für den Mauerbau als auch für den Hausbau selbst finalisieren.

 

Unser Architekt sitzt bereits an der Fertigstellung der Bauzeichnungen und der finalen Kostenkalkulation des Hauses. Die Preise des Baus sind aufgrund globaler Umstände gestiegen, weswegen die Kalkulation angepasst werden musste.

Da die Baupläne alle von der Regierung genehmigt und abgesegnet werden müssen, nimmt der ganze Prozess natürlich einiges an Zeit in Anspruch. Aber wir freuen uns, dass endlich mit den Bauarbeiten begonnen wurde und wir einen weiteren großen Schritt in Richtung „neues Pippi House“ gehen konnten.

März 2022

Ein neues Zuhause für das
Pippi House

Über 100 Frauen und Kinder, 6 Schlafräume, vier Toiletten, eine Kochstelle, ein Gemeinschafts“raum“ bestehend aus drei Plastiktischen, ein paar Plastikstühlen, überdeckt von einem Pavillon. Die Frauen müssen sich die Stockbetten in den engen Räumen teilen, für Kleiderschränke gibt es keinen Platz, das Hab und Gut lagert in Taschen und Koffern. Ein Leben auf engstem Raum. Das Ziel des Pippi Houses den Frauen und Kindern ein sicheres Zuhause zu bieten, ihnen ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, wird dadurch zu einer großen Herausforderung. Es ist bereits ein lang ersehnter Traum von Rev. Aristides Nshange diese Wohnsituation verändern zu können.

Seit Anfang 2021 begannen wir uns dem Mammuts-Projekt „Ein neues Zuhause“ anzunehmen.  Zuerst waren es wirre Gedanken und ferne Wünsche nach einer anderen Wohnsituation für die Frauen und Kinder, dann wurden unsere Pläne immer greifbarer, immer umsetzbarer. September 2021 konnten wir uns offiziell als internationale Nichtregierungsorganisation (NGO) in Tansania registrieren, der erste Schritt um als Organisation Eigentum in Tansania erwerben und besitzen zu dürfen. 

Wir begannen uns ein Team für unser Kaufprojekt in Arusha zusammenzustellen. Dies bestand aus unserer tansanischen Anwältin Prisca Didass, welche sich vor Ort in Arusha unseren rechtlichen Herausforderungen stellte und uns zugleich als Maklerin mit dem tansanischen Eigentumsmarkt vertraut machte und einem sehr engagierten Unterstützer, welcher für uns zahlreiche Grundstücke besichtigte und uns mit Rat und Tat zur Verfügung stand und noch immer steht.

Besonders stolz sind wir darauf, dass die ehemalige Pippi House Bewohnerin Agnes Masaki ein aktives Mitglied unserer NGO ist. Als unser Teammitglied vor Ort unterstützt Agnes organisatorische Prozesse und die Kommunikation mit allen Beteiligten.

Nach vielen Telefonaten, unzähligen Entscheidungen, zahlreichen Hürden und der Besichtigung verschiedenster Grundstücke in Arusha, haben wir nun endlich ein passendes Grundstück gefunden. Es liegt in Arusha, im Stadtteil Mkonoo. Das ebenerdige Grundstück ist circa 1200qm groß und nur wenige Gehminuten von einer großen Straße mit Busverbindung und einer öffentlichen Schule entfernt. Die weitläufige Lage des Grundstückes bietet die Möglichkeit in ferner Zukunft weiteres anliegendes Land zu kaufen.

Nun beginnt ein weiterer spannender Abschnitt des Projektes „Ein neues Zuhause“: Der Bau des Hauses.  Bereits während der Grundstückssuche haben wir uns mit dem Prozess des Bauens beschäftigt, eine Baufirma gefunden und erste Baupläne erstellen lassen. So kann die wichtige Bauphase fast nahtlos beginnen, denn wir sind unserem Ziel schon sehr viel nähergekommen. Es bleibt nun spannend, wann alle Frauen und Kinder zusammen mit Rev. Aristides Nshange in ihr neues Zuhause ziehen können.

Um direkt zum Einzug bereits ein vollausgestattetes Haus fertig stellen zu können, akquirieren wir weiterhin Spenden zur Finanzierung des Projektes.

Du möchtest die Bewohnerinnen des Pippi House unterstützen und dich am Hausbau beteiligen? 
Das kannst du ganz einfach über eine Spende via PayPal. Deine Spende kommt zu 100 % dem Haus-Projekt zugute.

Januar 2022

Shalompreis 2021

30.000 Euro an Preisträgerprojekte in Tansania überwiesen

Im September 2021 wurde dem Pippi House zusammen mit einem weiteren Projekt in Tansania der Shalom Menschenrechtspreis für Gerechtigkeit und Frieden vom AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt verliehen. 
Der Shalompreis ist einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland. Er soll zur Anerkennung der Leistung der Ausgezeichneten beitragen, gefährdete Verteidigerinnen und Verteidiger der Menschenrechte schützen und andere ermutigen, sich zu engagieren. Die Arbeit der Mitglieder des AK Shalom ist rein ehrenamtlich. Die Spendensumme kann so in voller Höhe an die Projekte weitergeleitet werden.

Das Preisgeld betrug 30.000 Euro, welches sich aus Spendengeldern zusammensetzt. So konnte jedem Preisträgerprojekt eine Gesamtsumme von 15.000 Euro überwiesen werden.

Die Bezeichnung Pippi bedeutet auf Suaheli ‚Süßigkeit‘. Damit wollten die Mädchen und Frauen, die dort Zuflucht fanden, zur Schule gehen oder eine Ausbildung absolvieren können, ausdrücken, wie wertvoll und ‚süß‘ dieses Haus für sie ist – ganz im Gegensatz zur oftmals erfahrenen Bitterkeit in ihrem Leben. Es leben derzeit rund hundert Mädchen und Frauen im Alter von 14 bis 25 Jahren in einem sehr beengten Haus. Sie waren Opfer von Kinderarbeit, Kinderhandel und Vergewaltigung oder Prostitution. Einige von ihnen wurden schwanger. Im Haus leben so auch Kleinkinder und Säuglinge. Aristides Nshange – der Gründer und Leiter des Pippi House – und wir von ProManity, die zu verschiedenen Zeiten dort ein Praktikum machten, sind beeindruckt von dieser Spendenbereitschaft.
Mit dem Preisgeld kann der Bau eines eigenen Hauses in Arusha mitfinanziert werden. Der Mietvertrag für das ohnehin zu klein gewordene Haus läuft dieses Jahr noch aus. 

Neben institutionellen Spendern wie dem Referat Weltkirche des Bistums Eichstätt, der Oswald-Stiftung oder des Rotary-Clubs Eichstätt, tragen Privatpersonen mit ihren Spenden zum Zustandekommen der Preissumme bei.

Dezember 2021

Jahresbericht 2021

Was wir letztes Jahr alles erreicht haben und was wir 2022 noch vorhaben

Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu. Für unseren Verein brachte es aufregende und herausfordernde Aufgaben und Erfahrungen mit sich. Dank Eurer Hilfe konnten wir das Pippi House auch dieses Jahr wieder tatkräftig unterstützen und möchten Euch nun einen kleinen Rückblick auf das vergangene Jahr geben.

Was haben wir 2021 erreicht?

Nachdem der Besitzer des Grundstücks und Hauses, in dem sich das Pippi House seit seiner Gründung 2011 befindet, Anfang des Jahres verkündete seine Immobilie ab 2022 anderweitig verwenden zu wollen, fassten wir die Option eines Hauskaufs wieder ernsthaft ins Auge. Die Idee hatte Aristides schon seit einigen Jahren immer wieder aufgebracht, sie war aber zuletzt 2019 an der Finanzierung gescheitert. Dieses Problem löste sich überraschenderweise ungefähr gleichzeitig mit der Kündigung – dazu später mehr. So begannen wir uns mit den Vorgaben und Rahmenbedingungen, die der Kauf eines Eigenheims in Tansania mit sich bringt, zu beschäftigen. Wir fanden eine tansanische Anwältin, die uns seitdem mit Rat und Tat zur Seite steht. Um unser Vorhaben umsetzen zu können, gründeten wir in Tansania die NGO ProManity International, welche dann später die Eigentümerin des Grundstücks und der Immobilie sein soll. Neben den deutschen Mitgliedern von ProManity e.V. sind außerdem zwei tansanische Frauen, darunter die ehemalige Bewohnerin des Pippi Houses, Agnes Masaki, Gründungsmitglieder unserer tansanischen NGO.

Im Januar nahm der Arbeitskreis Shalom – für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt mit uns Kontakt auf. Dieser verleiht jährlich den Shalom-Menschenrechtspreis für Gerechtigkeit und Frieden, einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland. In diesem Jahr wurde dem Leiter des Pippi House, Rev. Aristides Nshange, die Ehre zuteil Preisträger des Shalompreises zu sein. Er teilt sich die Auszeichnung mit Sister Dr. Felista Tangi, die sich der Bekämpfung von Schulgewalt in Tansania widmet und eine inklusive Schule gegründet hat. An dieser Stelle nochmals unsere herzlichen Glückwünsche an die beiden, besonders natürlich “unserem” Aristides. Wir halten den Preis für eine wohlverdiente Anerkennung für seine unermüdlichen Bemühungen, jungen Frauen in Tansania eine gerechte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Das Preisgeld fließt zu 100% in den Kauf des neuen Hauses.

An der Preisverleihung, zu der Aristides aufgrund der pandemischen Situation nicht anreisen konnte, nahmen wir als ProManity-Team stellvertretend teil. Wir lernten an dem Wochenende nicht nur den AK Shalom kennen, der uns sehr gastfreundlich empfing, sondern kamen ebenfalls in Kontakt mit der Oswald Stiftung, die schon seit vielen Jahren den Shalompreis unterstützt und uns zusätzlich mit einer großzügigen Spende bedachte. Ihnen sei ebenfalls an dieser Stelle nochmal ausdrücklich gedankt!

Nicht zuletzt bot das das Wochenende in Eichstätt auch Zeit für unsere erste Vereinssitzung in Präsenz.

In enger Zusammenarbeit mit unserer tansanischen Anwältin sichten wir seit Oktober den Häuser- und Grundstücksmarkt in Arusha. So wie das in Deutschland auch ist, müssen (Wohn-) Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in Tansania einige Auflagen erfüllen, an denen wir uns bei der Suche orientieren. Dank einer großzügigen Spende der Jebsen & Jessen Hamburg Foundation sind wir der Finanzierung dieses Hausprojekts ein großes Stück nähergekommen. Ein herzlicher Dank geht also nach Hamburg!

Um die älteren Bewohnerinnen nachhaltig in ihrem Weg in ein eigenständiges Leben unterstützen zu können, hat ProManity e.V. im letzten Jahr ein neues Projekt gestartet. Das Scholarship Program ist der Versuch, den Übergang vom Wohnen im Pippi House zu einem selbstständigen Leben zu erleichtern. Hierbei finanzieren wir den Frauen, welche über eine abgeschlossene Schul- und/oder Berufsausbildung sowie ein festes Einkommen verfügen, die Grundausstattung für eine eigene Wohnung sowie die Miete für die ersten sechs Monate, damit sie sich danach eigenständig versorgen können. Das Projekt wird von der Pippi House-eigenen Sozialarbeiterin gemanagt und begleitet. Im Februar und im Oktober 2021 konnten wir je drei Frauen einen Platz in diesem Projekt ermöglichen. Die ersten drei stehen nun seit August auf eigenen Beinen, was uns sehr freut! Im Oktober haben die nächsten drei Frauen einen Platz in unserem Projekt bekommen und befinden sich gerade in ihrem Verselbstständigungsprozess.

Wie auch die Jahre zuvor, konnten wir dem Pippi House wieder jeden Monat 450 € für Lebensmittel, Wasser und Feuerholz zur Verfügung stellen. Zum christlichen Osterfest und zum islamischen Fest des Fastenbrechens Id al-Fitr sowie zu Weihnachten überwiesen wir jeweils 50 € mehr (das klingt zwar nach wenig, reicht aber schon für ein festliches Essen).

Bereits im Oktober 2020 war es uns möglich, erneut die Schulgebühren aller Mädchen in der weiterführenden Schule für das Schuljahr 2021 zu bezahlen. Es handelte sich dabei um einen Betrag von 3.750 €. Ebenfalls finanzierten wird den Kauf von neuen Schuluniformen, Lernmaterialien und kamen für die Prüfungsgebühren der Abschlussklassen auf.

Außerdem konnten wir dank großzügiger Spenden die gesamte Miete des Jahres 2021 für das Pippi House in Höhe von monatlich rund 240 € zahlen – ein Posten, der in Zukunft wegfallen wird.

Da die medizinischen und hygienischen Bedingungen in Tansania nicht mit denen in Deutschland vergleichbar sind und es bei einer steigenden Bewohnerinnenzahl im Pippi House auch vermehrt zu Krankheiten kam, haben wir uns vor drei Jahren dazu entschlossen, mit Hilfe einer Freiwilligen im Pippi House unseren Medical Fund einzurichten. Dieser dient mittlerweile als eine Art Krankenversicherung und deckt die Kosten für medizinische Behandlungen sowie notwendige Präventionsmaßnahmen. Insbesondere in Zeiten einer globalen Pandemie sind wir dankbar auf diesen zurückgreifen zu können. Je nach gesundheitlichem Bedarf bewegten sich die monatlichen Kosten zwischen 35 € und 70 € monatlich. Im Januar und Juli 2021 bezahlten wir zusätzlich den von der tansanischen Regierung von jeder NGO in der Kinder- und Jugendhilfe geforderten halbjährlichen Gesundheitscheck für alle Bewohnerinnen des Pippi House sowie für Aristides Nshange und der Sozialarbeiterin Aisha Daudi.

Was sind unsere Ziele für 2022?

Unser wohl größtes und herausforderndstes Ziel für das Jahr 2022 ist es, den jungen Frauen und ihren Kindern durch den Kauf eines Eigenheimes auch die nächsten Jahre weiterhin ein sicheres Zuhause zu bieten. Wir hoffen sehr, dass der Kauf Anfang des Jahres reibungslos über die Bühne geht und die Mädchen und Frauen möglichst bald einziehen können. Dass das ein Mammutprojekt ist, ist uns in den letzten Wochen allerdings auch bewusst geworden – drückt uns also die Daumen, dass alles zeitnah klappt!

Zu einer guten Zusammenarbeit mit unserer Sozialarbeiterin Aisha Daudi zählt für uns auch das Zahlen eines fairen Gehaltes. Bisher bewegten wir uns, aufgrund unserer zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel, eher im unteren Durchschnittsgehalt einer Sozialarbeiterin in Tansania. Ebenfalls Dank der Jebsen & Jessen Hamburg Foundation werden wir in der Lage sein, das Gehalt von Aisha Daudi nun zu erhöhen.

Mit derselben Spende werden wir zusätzlich stundenweise eine Lehrerin für die Schülerinnen des Pippi House anstellen. In der Regel konnten die jungen Frauen aus verschiedenen Gründen vor ihrer Aufnahme ins Pippi House nicht zur Schule gehen, die wenigsten konnten vor dem Pippi House lesen oder schreiben. Daher haben die Frauen oft großen Nachholbedarf im Vergleich zu ihren KlassenkameradInnen. Deswegen haben wir vor, im kommenden Jahr eine Pippi House-eigene Nachhilfelehrerin anzustellen.

Wir sind davon überzeugt, dass Bildung der Schlüssel ist, der unseren Mädchen und jungen Frauen im Pippi House den Weg aus der Armut in ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Daher freuen wir uns, dass wir bereits im Oktober sämtliche Schulgebühren für alle Oberstufenschülerinnen für 2022 in Höhe von 4.850€ zahlen konnten. Großzügig unterstützt wurden wir dabei von Menschen für Kinder e.V. – einen herzlichen Dank an dieser Stelle!

Um den Frauen und ihren Kindern weiterhin ein sicheres Zuhause zu ermöglichen und all unsere Ziele für das kommende Jahr umsetzen zu können, sind wir auf Eure Unterstützung angewiesen. Besonders für das Hausprojekt brauchen wir Eure Hilfe. Neben den Kosten für das Grundstück und das Gebäude selbst, werden eine Vielzahl von Umbaumaßnahmen durchgeführt werden, um den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen; aber auch, um den Bewohnerinnen eine Wohnumgebung zu ermöglichen, in welcher sie nicht nur sicher und geschützt sind, sondern sich auch wohlfühlen. Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Gewährleistung von Mindestvoraussetzungen zur Hygiene. Vielen Dank schon einmal an alle, die uns in den nächsten Wochen und Monaten für das Pippi House spenden werden!!

Oktober 2021

Johanna als Laudatorin gewürdigt

Badische Zeitung berichtet über Verleihung des Shalom Menschenrechtspreis

Johanna (rechts) hielt die Laudatio auf den diesjährigen Shalom-Preisträger Aristides Nshange.

Unsere liebe Johanna wurde von der Badischen Zeitung für ihre Laudatio beim Shalom Menschenrechtspreis gewürdigt. Der Preis wurde im September 2021 an zwei Projekte in Tansania verliehen. Sister Felista Tangi erhielt den Shalompreis für ihr Projekt einer inklusiven Schule in Nyashishi. Aristides Nshange, erhielt den Preis für das Projekt Pippi House in Arusha

Johanna schloss sich nach ihrer Rückkehr aus Tansania dem ProManity e.V.  an und unterstützt seither als Kommunikationsbeauftragte in ihrer Freizeit den Leiter Aristides Nshange und die Sozialarbeiterin Aisha des tansanischen Frauenhauses „Pippi House“ bei der Arbeitsorganisation und bei Bildungsmaßnahmen. Bei ihrer Laudatio stellte sie die aufopferungsvolle Arbeit des per Internet zugeschalteten Shalom-Preisträgers Aristides Nshange heraus. 
„Der Shalom-Menschenrechtspreis für Gerechtigkeit und Frieden in der Welt ist eine große Anerkennung für den unersetzlichen Einsatz des Pastors für diese jungen Mädchen und Frauen“, erklärte Johanna. Aus eigener Erfahrung während ihres Aufenthalts in Tansania weiß sie, welchem Leid die Mädchen und jungen Frauen in der Zeit vor ihrer Zuflucht in die Einrichtung „Pippi House“ ausgesetzt waren. Deshalb sei es für sie selbstverständlich gewesen, ProManity, von dem die Einrichtung „Pippi House“ mit Geldspenden unterstützt wird, beizutreten.

September 2021

Pippi House erhält
Shalom Menschenrechtspreis für Gerechtigkeit und Frieden

Pippi House wird dieses Jahr die Ehre zuteil, Preisträger dieses Menschenrechtspreises 2021 zu sein.
Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und sehen diesen Preis als eine große Anerkennung für die unersetzliche Bemühung, jungen Frauen in Tansania eine gerechte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu
ermöglichen.

Der Shalom-Preis ist einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland, der jährlich vom Arbeitskreis Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an soziale Projekte vergeben wird. Jedes Jahr rückt dabei thematisch ein Land oder eine Region in den Mittelpunkt des Interesses. Zum 40. Jubiläum rückte das Land Tansania in den Fokus und es wurden zwei Projekte aus Tansania als diesjährige Preisträger ausgewählt.
Mitpreisträger ist ein Projekt zur Bekämpfung von Schulgewalt in Tansania in den Regionen Rulenge-Ngara und Mwanza.
Der Arbeitskreis Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde 1981 gegründet und ist ein überparteilicher und -konfessioneller Arbeitskreis. Er verfolgt das Ziel einen dauerhaften Beitrag zur Wahrung der Menschenrechte und des weltweiten Friedens zu leisten.
Alle Preisträger werden aus den jeweiligen Ländern eingeladen nach Deutschland zu reisen und diesen Preis persönlich entgegen zu nehmen. Wir würden uns sehr freuen, sofern es die pandemischen Gegebenheiten zulassen, wenn Aristides Nshange (Leiter der Pippi House Foundation) diesen Preis persönlich in Ingolstadt entgegennehmen könnte.

Mit der Verleihung des Menschenrechtspreises einher geht ein Preisgeld, welches für unser großes neues Projekt verwendet werden soll.
Zur Zeit wohnen Aristides, die Frauen und Mädchen in einem angemieteten Bungalow, in dem sich insgesamt acht Räume für über 100 Frauen und Kinder befinden. Ein Leben auf engstem Raum ist nur eine der Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Die Zahlung der monatlichen Miete ist eine Weitere.
Deswegen ist das nächste große Projekt von ProManity e.V. der Kauf eines Hauses für die Pippi House Foundation. Als Eigentümer können wir so nachhaltig in die Zukunft  der jungen Frauen und ihre Kinder investieren.

Wir bedanken uns beim Arbeitskreis Shalom, dass wir durch die Auszeichnung die Möglichkeit haben, den Frauen und Kindern weiterhin ein sicheres Zuhause zu bieten und das Pippi House auch weiterhin jungen Frauen in ein eigenständiges Leben verhelfen kann.

Januar 2020

berichtet über Pippi House

Die Stiftung Menschen für Kinder ist eine gemeinnützige Stiftung, die im Jahr 2007 von Gerda Iden gegründet wurde. Sie hat es sich zum Ziel gemacht die Position der Kinder im Familiensystem zu stärken, ihre Gesundheit zu fördern und auf spezielle Bedürfnisse einzugehen. Dabei spielt die Familienförderung einen zentralen Ansatzpunkt: Ressourcen erkennen, Werte prägen, Bildung vermitteln!
Die Stiftung möchte auf dem Wege der Förderung von Familien Kinder stärken, Gesundheit erhalten, Generationen einbinden und zur Bildung von Wertebewusstsein beitragen. Dem Stiftergedanken liegt ein ganzheitlicher Ansatz zugrunde, nach dem das Handeln in einem Teilbereich sich auch auf andere Bereiche auswirkt.

Durch das Engagement der Stiftung konnten in den letzten Jahren etliche Projekte durchgeführt oder finanziell unterstützt werden.

Die Stiftung Menschen für Kinder hat die Schulgebühren für das zweite Halbjahr 2019 sowie das erste Halbjahr 2020 finanziert und ermöglicht damit auch denjenigen Mädchen den Schulbesuch, die keine der öffentlichen, kostenlosen Schulen besuchen können, weil sie als „Quereinsteigerinnen“ später als üblich eingeschult wurden.